Huhu,
ich habe letzthin eine sehr interessante Quelle wieder ausgegraben, die zwar ähnlich wenig über Chinchillas zu berichten weiss wie die meisten älteren Quellen, dafür aber ein paar interessante Einblicke bereit hält, die uns helfen können die Arbeit der Chinchilleros (Chinchilla Jäger um die Jahrhundertwende anfangs des 20. Jahrhunderts) besser zu verstehen und uns etwas Einblicke in den Lebensraum der Kurzschwanzchinchilla (Chinchilla chinchilla) bietet.
Rudolph, W.E. (1955): Licancabur: Mountain of the Atacameños. The Geographical Review 45(2): 151-171.
Zusammenfassung:
Der Licancabur ist ein freistehender Vulkan im Norden von Chile, an der Grenze zu Bolivien und liegt in der Nähe von San Pedro de Atacama (das im Inland etwa auf der Höhe von Antafagosta liegt). Das Besondere am Licancabur ist, dass er sich freistehend in einer Kette von Vulkanen steht und somit von Weitem gut erkennbar ist. Er unterscheidet sich auch darin, dass er als schwer zu besteigen galt, da sein Gestein lose und mit herkömmlichen Besteigungstechniken nicht bezwingbar ist (darf dem Kartenmaterial von Openstreetmaps.org Glauben geschenkt werden, gibt es heute einen Zugangsweg von Bolivien her über das Reserva Nacional). Zudem ist er im Gegensatz zu den anderen Vulkanen der Umgebung meist schneefrei trotz einer Höhe von 5915 m (Im Artikel wird jedoch noch eine Höhe von 5930 m angegeben). Auch hat er im Gegensatz zu den anderen Vulkanen der Gegend kein Schwefelvorkommen, das abgebaut werden könnte. Dafür befindet sich im Krater ein Kratersee aus salzfreiem Wasser, was ungewöhnlich ist, da dieser See weder Zu- noch Abfluss hat und alleine durch Niederschläge gespeist und durch Verdunstung und Versickerung reguliert wird. Er wurde in früheren Zeiten offensichtlich von den Atacameños, den Ureinwohner der Region, genutzt, darauf weisen Steinmauern, Holz und archäologische Gegenstände hin. Schliesslich wurden auch Chinchillas auf dem Berg gefunden (Chinchilla realis = Chinchilla chinchilla) auf einer Höhe von knapp 5000 m.
Lage:
Der Licancábur liegt im grossen Norden, im Raum der Atacama-Wüste (bzw. an deren südlichen Ende). Im Hinterland gelegen an der Grenze zu Bolivien befindet sich hier das Hochland der Anden, die sogenannte Puna. Zudem befindet sich in diesem Gebiet die breiteste Stelle Chiles. In der Nähe befindet sich der Salar de Atacama (Salzsee, der auf 2300 m gelegen ist) und das Reserva Nacional Los Flamencos, welcher südlich von Licancabur und San Pedro de Atacama gelegen ist. In Bolivien befindet sich wiederum das Reserva Nacional Eduardo Avaroa.
Besteigung des Bergs:
Wie bereits erwähnt wurde der Berg in früheren Zeiten offenbar von den Einheimischen Atacameños genutzt, der Autor vermutet als Wachposten, der mittels Feuer (Nacht) und Rauchzeichen (Tag) die umgebenden Siedlungen informieren konnte. Ausser Reste von Holz, Steinmauern und Gegenstände gibt es keine weiteren Hinweise oder Informationen. Problematisch ist, dass die Einheimischen nicht mit Fremden darüber reden und ihnen der Berg heilig ist.
Eine frühere Besteigung fand in den 1980er Jahre im Auftrage der Chilenischen Regierung statt, zuerst 1884 durch Severo Titichoca aus San Pedro de Atacama, ein zweites Mal im März 1986 durch Juan Santalices, welcher von Titichoca begleitet wurde.
Etwa in den 1930er Jahre gab es Bemühungen der Chuquicamata Kupfer Mine die Berge der Umgebung zu besteigen und so auch den Licancabur. Dessen Besteigung scheiterte jedoch. 1953 unternahm die Mine einen weiteren Versuch und eine Gruppe von Ingenieuren geleitet von Henning Kristensen und Martin Madden bestiegen den Berg in zwei Gruppen erfolgreich. Dem gingen ausführliche Erkundungen und drei erfolglose Versuche voraus. Die Erkenntnisse, welche der Autor wieder gibt, stammen genau aus dieser Expedition, angereichert um Informationen aus anderer zeitgemässer Literatur, die jeweils entsprechend ausgewiesen wird.
Die Chinchillas
Über die gibts eigentlich nicht viel zu sagen. Vom Verbreitungsgebiet her muss es sich um die Kurzschwanzchinchilla handeln, dafür spricht die Puna bzw. die relativ hohe Höhe (5000 m) und die deutlich nördlichere Verbreitung (Langschwanzchinchillas sind deutlich südlicher verbreitet eher in der Region von Coquimbo im kleinen Norden). Interessant fand ich, dass San Pedro de Atacama früher eine wichtige Rolle im Chinchillapelzhandel spielte. Hier hatten die Chinchilleros offenbar ein gutes Jagdgebiet, die hohen Vulkanketten scheinen ideal zu sein, die Ortschaft wiederum ist von Bedeutung, da in der Nähe sich Minen befinden und somit ein gewisser Handel besteht und durch die geschaffenen Arbeitsplätze auch ein gewisses Bedürfnis an Wohnraum und Handel (Einkaufsmöglichkeiten, Erwerbsmöglichkeiten für Händler/Verkäufer, Dienstleistungen usw.) vorhanden ist. Die Chinchillajagd schien da eine vorübergehende gute Verdienstmöglichkeit gewesen zu sein, die durch das Verschwinden der Chinchillas und später auch der Einkäufer (u.a. für Europa usw.) wieder an Bedeutung verlor, da sich in den Minen mehr verdienen liess.
Siehe auch:
http://www.degupedia.de/wiki/index.php/ ... Chinchilla